Die Erinnerung lebendig halten

Rhein-Mosel-Fachklinik und Stadt gedachten der Opfer des Nationalsozialismus

ANDERNACH Der katholische Pfarrer Stefan Dumont leitete gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Jürgen Gundalin den ökumenischen Gottesdienst anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – organisiert von der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach (RMF) und der Stadt Andernach. Fortgesetzt wurde die Veranstaltung mit einer Kranzniederlegung am Spiegel-Container in der Innenstadt.

Pfarrer Dumont erinnerte an die Nachkriegszeit als ein „Geflecht von Verdrängung und Verleugnung“, an die „Widerstände der sich einfach nicht erinnern wollenden Gesellschaft“. Erst der Frankfurter Auschwitzprozess war eine Initialzündung zur Erinnerung. Dieses Erinnern wird auch in Andernach greifbar. Von der damaligen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt aus wurden mehr als 1800 Menschen zur Tötung nach Hadamar transportiert. Dumont sagte: „Wir können unmöglich schweigen. Wir müssen reden, von dem, was wir wissen. Und wir müssen erinnern, damit es nicht wieder geschieht.“

Auch gegenwärtig sei man stets in der Gefahr, in eine Spirale abzurutschen – Rassismus sei ein Teil unseres Lebens. Das erlebe man heute in Deutschland und in vielen anderen Ländern erneut. Ein Schüler der Krankenpflegeschule der RMF berichtete von Alltagsbeobachtungen. Er nimmt sich vor, eine „offene Hand statt der Faust“ zu zeigen.

An diesem Tag erinnere man auch an die 300 000 Euthanasieopfer während der NS-Zeit, sagte Dr. Christian Bamberg, stellvertretender Ärztlicher Direktor der RMF, vor der Kranzniederlegung am Spiegel-Container. „In was für einer Welt wollen wir leben?“ Er mahnte, die Erinnerung wachzuhalten, denn was damals geschah, könne jederzeit wieder geschehen.

Andernachs Oberbürgermeister Achim Hütten zitierte den Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel: „Wer sich dazu herablässt, die Erinnerung an die Opfer zu verdunkeln, der tötet sie ein zweites Mal.“ Dies gelte nicht nur für den 27. Januar, der seit 1996 offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist.

Rhein-Zeitung, 29. Januar 2019

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