Ein bescheidener Teamplayer

Professor Michael Huss offiziell als Ärztlicher Direktor der Rheinhessen-Fachklinik eingeführt / Seit August im Amt

Von Stefanie Widmann

ALZEY.  Zwei japanische Schriftzeichen dominieren die Einladungskarte des Landeskrankenhauses zur Einführung von Professor Dr. Michael Huss als Ärztlicher Direktor. „Kaizen“ steht daneben in unseren Buchstaben. Kaizen bezeichnet ein methodisches Konzept, in dessen Zentrum das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung steht. Dabei komme es Tag für Tag auf den nächsten, und wenn nur kleinen Schritt, an. Dass Kaizen – eine japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie – auf Huss passt, das kam im Folgenden in fast jedem Grußwort zum Ausdruck. Beständigkeit, Kritikfähigkeit, Innovationsfähigkeit – all das wurde ihm mehrfach bescheinigt.

Zu Beginn der Feierstunde im Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik skizzierte der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Dr. Gerald Gaß, die Aufgabe Huss‘, der de facto bereits seit August im Amt ist. Wirtschafts- und Leistungsplanung, Verteilung von Ressourcen – und hier entsprechende Schwerpunkte zu setzen, das gehöre zu den Aufgaben des Direktoriums. Der Ärztliche Direktor müsse die Interessen der Medizin in das Direktorium hineintragen und die Entscheidungen umgekehrt in seinem Bereich durchsetzen. „Wir haben viel vor, dafür brauchen wir ein starkes Team“, so Gaß. Dazu gehörten Strategien der Fachkräftesicherung ebenso wie die Modernisierung und Umgestaltung aller Bereiche, des kompletten Standortes Alzey. Dafür sieht er Huss, der mit Frau und seinen vier Kindern gekommen war und zu Sitzungen auch schon mal mit dem Fahrrad nach Andernach radelt, als den richtigen Mann.

Pflegedirektor Frank Müller lobte die Bescheidenheit und Wertschätzung, die Huss verbreite – ein Gegenmodell quasi zum US-Präsidenten Donald Trump. Frank Hofferberth, Personalratsvorsitzender des Landeskrankenhauses und der RFK, sagte, er habe Huss als ein verlässliches Mitglied des Direktoriums kennengelernt, das jederzeit für ihn erreichbar sei.

Professor Dr. Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, verwies – nicht als einziger – darauf, dass Huss schon in der Ausbildung Außergewöhnliches geleistet und ein Doppelstudium in Humanmedizin und Psychologie abgeschlossen habe. Auch die Tatsache, dass er eine Gastprofessur in Japan absolviert habe, sei außergewöhnlich, die meisten kündigten nur an, Neues zu probieren und setzten es nie um. Professor Dr. Fred Zepp, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, erinnerte daran, dass Huss an der Universitätsmedizin in Mainz aus dem Nichts eine Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgebaut habe, die in Deutschland zu den führenden gehöre.

Huss selbst gab auch einen kurzen Abriss seiner beruflichen Tätigkeit, die ihn damals von der Berliner Charité nach Mainz führte – in ein Büro, in dem erst einmal nichts stand außer zwei Umzugskartons. Mit Blick auf den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King forderte er die Zuhörer im vollen Saal auf, Träume zu haben, sie seien Ansporn im Leben.

Den Festvortrag hielt Professor Dr. Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventionsmedizin der Universität Heidelberg. Er stellte einen wissenschaftlich fundierten Zusammenhang zwischen dem Führungsstil und dem betrieblichen Gesundheitswesen dar und veranschaulichte an Beispielen, wie gängige Schlagwörter eines modernen Führungsstils wie Transparenz und Wertschätzung auch in einer großen Klinik wie der RFK und im Landeskrankenhaus umsetzbar seien. Eine hohe Qualität in der Patientenversorgung widerspreche im Übrigen nicht einem erfolgsorientierten ökonominschen Ansatz. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde durch die BiK-Bänd der Lebenshilfe Worms.

Allgemeine Zeitung, 14. Februar 2019

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