Opfer-Gedenken: Alzeyer stehen zusammen
Klinik, Stadt, Landkreis und Landesnetzwerk erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus
80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee haben die Rheinhessen-Fachklinik Alzey, die Stadt Alzey, der Landkreis Alzey-Worms und das Landesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit Rheinland-Pfalz der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Klinikseelsorger Dr. Gerald Schwalbach wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass fehlende Integration und der Schutz von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft immer noch Themen sind. Er wies auf die aktuellen Proteste von Anwohnern in der Rheingemeinde Sinzig hin, die sich gegen die Errichtung eines Wohnhauses der Lebenshilfe in der Nachbarschaft wehren.
Geprägt war das Gedenken durch die Einblicke in persönliche Schicksale von Opfern, die als Kranke in der damaligen Landes Heil- und Pflegeanstalt befreit werden konnten. Die Lesung wurde gestaltet von Schülerinnen und Schülern der Pflegeschule Alzey sowie Renate Rosenau von der Arbeitsgruppe Psychiatrie im Nationalsozialismus in Alzey. Seit 1996 wird der nationale Gedenktag stellvertretend für alle begangen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden: nicht nur in Auschwitz und anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern und in Gefängnissen, sondern auch in Heil- und Pflegeanstalten.
Das totalitäre System des Nationalsozialismus bezog die Heil- und Pflegeanstalten in seine Rassenpolitik ein. Seit 1933 wurden Menschen mit Erbkrankheiten durch eine Operation unfruchtbar gemacht, fast alle gegen ihren Willen, darunter 329 Alzeyer Patienten, 189 Männer und 140 Frauen, über 1000 aus dem Kreis Alzey.