Pflegedirektorin Rita Lorse nach 50 Jahren verabschiedet

Mehr als ein halbes Jahrhundert war sie für die Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach im Einsatz - Yvonne Brachtendorf übernimmt

Rita Lorse übergibt den Posten der Pflegedirektorin an Yvonne Brachtendorf. Fotos: Wolfgang Pape

Dr. Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, weiß, dass Rita Lorse an einem „entscheidenden Wendepunkt“ in ihrem Leben steht: Sie geht in den Ruhestand. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, langjährige Wegbegleiter und Freunde feierten mit ihr den Abschied nach einem beeindruckenden Berufsleben, denn sie war mehr als 50 Jahre lang ein wichtiger Teil der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach (RMF). Sie erlebte in den vielen Jahren sechs Ärztliche Direktoren, vier Kaufmännische Direktoren und vier Pflegedirektoren, erzählte sie.

Ebenso bemerkenswert wie die vielen Jahre im Unternehmen ist ihre Karriere. Sie startete 1973 im Alter von 15 Jahren als Lehrschwester in der Klinik, mit dem Übergang von der Landesnervenklinik zum Landeskrankenhaus wurde sie Pflegedirektorin, die sich weit über die Klinik hinaus großes Ansehen verdiente.

Im Schnitt, so Alexander Wilhelm, wurden ihr alle drei Jahre höherwertige Aufgaben übertragen. Rita Lorse war im Personalrat und im Gesamtpersonalrat aktiv und trug „wesentlich zur Etablierung des Unternehmens“ bei. Mehr als zwei Jahrzehnte lang bot sie als Chefin der größten Berufsgruppe der RMF „Orientierung und Leitplanken“, so der LKH-Geschäftsführer. „Es ging Frau Lorse immer um die Patienten, die Mitarbeiter, das Unternehmen. Sie waren ein echter Glücksfall!“

Professionalität, gepaart mit Menschenliebe
„Auch für uns ist der Abschied ein emotionaler Moment“, sagte Dr. Thorsten Junkermann, Kaufmännischer Direktor der RMF. Er attestierte der Direktoriumskollegin „Professionalität, gepaart mit Menschenliebe“, fachliche Exzellenz und diplomatisches Geschick, die Bereitschaft, sich immer auf Neues einzulassen, Offenheit und Ehrlichkeit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen hätten in schwierigen Situationen das Gespräch mit ihr gesucht, so Thorsten Junkermann.

Rita Lorse erkannte neue Talente und förderte sie – das wahrscheinlich beste Beispiel stellt Yvonne Brachtendorf dar, die ihre Nachfolgerin wurde. Dazu stellte sie früh die Weichen, damit der Wechsel reibungslos funktioniert, weiß der Kaufmännische Direktor. „Sie haben die Einrichtung geprägt. Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit, für eine bemerkenswert gute Arbeitsatmosphäre.“

Menschen durften neben ihr wachsen
„Es geht eine von uns“, sagten die Personalräte Frank Kerwer und Claudia Schaefer. Sie hoben ein jahrelanges „Miteinander auf Augenhöhe“ hervor. „Es wurde immer eine Lösung gefunden, die für alle gut war.“ Beide dankten Rita Lorse für die gemeinsame Zeit im Unternehmen.

Die scheidende Pflegedirektorin sei die „beste Pflegedirektorin“ gewesen, „die ich mir als Chefarzt der Neurologie wünschen konnte“, attestierte Dr. Christian Bamberg. Rita Lorse war aus seiner Sicht ein „Garant, dass wir uns weiterentwickeln konnten.“

Frank Müller, Kaufmännischer Direktor der Geriatrischen Fachklinik Rheinhessen-nahe und der Klinik Viktoriastift in Bad Kreuznach, kennt Rita Lorse als Fachkollege aus seiner Zeit als Pflegedirektor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Er berichtete von „unverbrüchlicher Kollegialität“. Menschen „durften neben ihr wachsen“.

Dass man heute auch psychisch krank sein darf ohne große Stigmatisierung zu fürchten, liegt an der Umsetzung der Empfehlungen der Psychiatrie-Enquete. „Wir sind einfach ein Zentrum“, so Karlheinz Saage, langjähriger Direktor des heutigen Bereichs Fördern I Wohnen I Pflegen - Gemeindepsychiatrie, der über viele Jahre Tür an Tür mit der geschätzten Kollegin arbeitete. „Man kann krank sein. Das hast du hier verankert.“

Großes Vorbild für die nächste Generation
„Mit dir geht eine Ära zu Ende“, so Rita Lorses Nachfolgerin Yvonne Brachtendorf. „Deine Fußabdrücke sind zum Glück überall.“ Ein besonders emotionaler Moment kam auf als leitende Mitarbeitende der Pflegedirektion ihre persönlichen Eindrücke von der Arbeit mit Rita Lorse vortrugen: Sie habe in schwierigen Zeit Orientierung gegeben, hieß es da. Sie war „ein großes Vorbild“, habe ein Gespür gehabt, Themen zur rechten Zeit voranzubringen, war Diplomatin. „Wir haben dir viel zu verdanken!“

Lorse: „Früher war nicht alles besser“
Rita Lorse dankte ihrem Ehemann, der über all die Jahre Verständnis zeigte, wenn es in der Klinik mal wieder länger wurde. Sie erinnerte sich, dass, als sie vor gut 50 Jahren die Ausbildung begann, „bis unters Dach Menschen untergebracht waren“ in großen Sälen mit 20, 30 und mehr Betten. Die Privatsphäre der Patientinnen und Patienten reichte vom Bett bis zum Nachtschrank daneben. Erst Jahre später wurde die Umsetzung der Empfehlungen der Psychiatrie-Enquete in Rheinland-Pfalz angegangen. Ihr Resümee: „Früher war nicht alles besser.“

Erst ab den 1990er-Jahren habe die Psychiatriereform Fahrt aufnehmen können in Rheinland-Pfalz. Dann wurde das Landeskrankenhaus gegründet – „für uns konnte nichts Besseres geschehen“, ist sie überzeugt. Die Entwicklung des Trägerunternehmens mit seinen Kliniken im gesamten Bundesland ist für Rita Lorse eine „Erfolgsgeschichte. Wir sind das kompetente Dienstleistungsunternehmen, das wir uns im Leitbild festgeschrieben haben.“

„Es hat mir immer sehr viel Freude gemacht mit Euch“
Es werde fachübergreifend eng zusammengearbeitet, so Rita Lorse. Das Engagement der Mitarbeitenden beweise sich gerade in Krisenzeiten, wie etwa während der Pandemie, „weil wir uns aufeinander verlassen können“. Sie weiß um einen hohen Qualifikationsgrad in der Pflege. Rita Lorse hob den Stellenwert der Pflegeschule hervor - die Mehrheit der Mitarbeitenden sei seit der Ausbildung in der Klinik. Die Ambulante Psychiatrische Pflege (APP) „ist mein Herzblut“, sagte sie.

Ans Team der Pflegedirektion gerichtet, sagte Rita Lorse: „Es hat mir immer sehr viel Freude gemacht mit Euch!“ Ihrer Nachfolgerin Yvonne Brachtendorf machte sie Mut für die anstehenden Aufgaben als Pflegedirektorin: „Es war mir schnell klar, dass der ungeschliffene Diamant in mein Team muss.“

Auch wenn sie noch eine kleine Weile für die Klinik zur Verfügung steht, um Projekte abzuschließen, verabschiedete sich Rita Lorse als Pflegdirektorin: „Jeder ist ersetzbar. Und es wird auch weitergehen. Es wird sich weiterentwickeln.“ Wolfgang Pape

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