Sozialdienst begleitet Patient:innen in vielen Lebensbereichen
Am 18. März ist der World Social Work Day (Internationaler Tag der Sozialen Arbeit). Jan Pfaff ist seit 25 Jahren Sozialarbeiter in der Suchtmedizin der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach.
Geplant war es ursprünglich nicht, dass er mit Suchtkranken arbeitet. Jan Pfaff absolvierte im Jahr 2000 zunächst sein Anerkennungsjahr in der Allgemeinpsychiatrie der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach (RMF) und war danach kurzzeitig in der Kontakt- und Informationsstelle für psychisch kranke Menschen des Diakonischen Werks beschäftigt. Dann wurde eine Stelle in der Suchtmedizin der RMF frei. Das Land Rheinland-Pfalz und die Klinik hatten ein Modellprojekt initiiert. Der Diplom-Sozialarbeiter bewarb sich wieder in der RMF – und dort ist er bis heute.
In Haus Martinsberg, dem Modellprojekt, wird mit drogenabhängigen Menschen eine qualifizierte Entzugsbehandlung durchgeführt. „Das bedeutet, dass die rein somatische Entzugsbehandlung um Maßnahmen der psychosozialen Beratung und Begleitung und um die Einleitung weiterführender suchtspezifischer Behandlungsmaßnahmen ergänzt wird“, erklärt Jan Pfaff.
Der Sozialdienst berät und begleitet die Patienten in vielen Lebensbereichen, die durch die Abhängigkeitserkrankung beeinträchtigt sind, beispielsweise beim Umgang mit Schulden, mit der Justiz, wenn es darum geht, Leistungsansprüche zu realisieren oder einfach nur wieder krankenversichert zu sein.
Für den sympathischen Kollegen ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen der Lebensgeschichte und der Abhängigkeit eines Patienten oder einer Patientin zu ergründen und daraus weiterführende und für den Betroffenen gangbare Veränderungsschritte abzuleiten. Sucht, so der Diplom-Sozialarbeiter, ist eine chronische Erkrankung, die oftmals von Rückfällen geprägt ist. Dort wieder hinaus zu finden und einem Rückfall vorzubeugen, ist ein Prozess. Darauf bereitet er seine Patienten vor und begleitet sie ein Stück.
Mit fast 25 Jahren Berufserfahrung in der klinischen Sozialarbeit mit Suchtpatienten kann Jan Pfaff auch Veränderungen benennen. Wurden zu Beginn noch überwiegend Menschen mit einer Opiatabhängigkeit behandelt, zeigt sich heute ein eher heterogenes Spektrum an zu behandelnden Patienten mit verändertem Konsummuster, oftmals auch mit einer Mehrfachabhängigkeit von verschiedenen Substanzen. Gerade bei den jüngeren Patienten findet sich häufiger eine Abhängigkeit von Cannabis, Amphetaminen und neuen psychoaktiven Substanzen (zum Beispiel synthetische Cannabinoide). Die Beschaffungswege sind heute andere, oft schlicht übers Internet. Und viele Suchtkranke werden heute älter; sie erkranken früher somatisch. „Dann geht es oft darum, erst einmal das Überleben dieser Menschen zu sichern“, sagt Jan Pfaff.
Auch Suchtkranke lassen sich nicht einfach in eine Schublade stecken. Der Diplom-Sozialarbeiter weiß, dass die Lebensrealitäten sehr unterschiedlich sind. Während der eine Substanzen nimmt, um vermeintlich mehr zu leisten, versuchen andere, unangenehme Gefühle durch den Konsum zu betäuben. Jan Pfaff interessiert daher: Was sind die individuellen Konsummotive? Welche Funktionalität erfüllt das Suchtmittel? Das bringt Patienten und Mitarbeitende der Suchtmedizin ein Stück näher, gemeinsam Veränderungsprozesse anzustoßen und Bewältigungsstrategien zu erarbeiten. Wolfgang Pape