Trauer um Dr. Wolfgang Guth

Ehemaliger Direktor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und Pionier der Sozialpsychiatrie in Rheinland-Pfalz verstorben

Die Rheinhessen-Fachklinik Alzey und das Landeskrankenhaus trauern um Dr. Wolfgang Guth. Foto: Wolfgang Pape

Die Rheinhessen-Fachklinik Alzey und das Landeskrankenhaus (AöR) trauern um den langjährigen Ärztlichen Direktor der Rheinhessen-Fachklinik, Dr. Wolfgang Guth. Er starb vor wenigen Tagen im Alter von 75 Jahren. Von 1984 bis 2012 hatte der Facharzt für Psychiatrie die Position des Ärztlichen Direktors in Alzey inne. Nach dem Eintritt in den Ruhestand übernahm er in der Psychiatrischen Institutsambulanz die Sprechstunde für Menschen, die an Depressionen erkrankt sind.

Bereits Im Alter von 34 Jahren übernahm Dr. Guth, aus dem Saarland kommend, die anspruchsvolle Position des Ärztlichen Direktors der Alzeyer Fachklinik – seinerzeit galt er als der jüngste Klinikdirektor Deutschlands – und erarbeitete sich rasch großes Ansehen in der Fachwelt und weit darüber hinaus. Er wirkte maßgeblich an der damals überfälligen Umsetzung der Sozialpsychiatrie in Rheinland-Pfalz mit, ein Projekt, das ihn bis zuletzt nicht losließ, da er immer noch Verbesserungsmöglichkeiten fand, psychisch kranken Menschen ein möglichst normales und autarkes Leben zu ermöglichen. Im vergangenen Dezember veröffentlichte er ein Buch, in dem er seine Erinnerungen an die Zeiten des Umbruchs in der rheinland-pfälzischen Psychiatrie der Nachwelt hinterließ.

Bis in die 1980er-Jahre hinein wurden psychisch kranke und behinderte Menschen in großen Sälen regelrecht verwahrt – nicht ohne Grund spricht man im Rückblick auf diese Zeiten von einer „Verwahrpsychiatrie“. Auf Initiative von Dr. Wolfgang Guth wurden Patientinnen und Patienten in eigene Wohnungen entlassen (stets mit Unterstützung der Klinik). Es wurden im Versorgungsgebiet der Rheinhessen-Fachklinik Tageskliniken eröffnet, die ambulante Versorgung aus der Taufe gehoben und Institutionen errichtet, um betroffenen Menschen die Fähigkeiten zu geben, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Diese vielfältigen Initiativen setzte Dr. Guth mit viel Energie, mit Überzeugungskraft, mit zahlreichen Gleichgesinnten und Unterstützern und gegen Widerstände durch. Niemals vergaß er, zu mahnen, die alten Zustände könnten bei zu großem Spardruck im Gesundheitswesen wiederkehren. Für ihn war der Umgang mit psychisch Kranken ein Prüfstein, an dem sich die Humanität einer Gesellschaft messen lässt.

Für seine großen Verdienste als „Pionier auf dem Gebiet der Psychiatrie“ erhielt Dr. Guth 2005 die Verdienstmedaille Rheinland-Pfalz und 2012 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz.

Der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Dr. Alexander Wilhelm, würdigt Wolfgang Guth als durchsetzungsstarken, gutmütigen und humorvollen Menschen: „Dr. Wolfgang Guth wird denjenigen, die ihn kennenlernen durften, als ein besonderer Mensch in Erinnerung bleiben, als ein Mensch, der fordern konnte – von sich selbst wahrscheinlich am meisten - und gleichzeitig sehr gutmütig und humorvoll war, als ein Mensch, der aufgrund seines profunden Wissens, seines Durchsetzungsvermögens und seiner menschlichen Art Respekt einflößte und anderen Respekt erwies. Sein Wirken, das zeigte sich umso mehr in Gesprächen mit ihm, war von einem außerordentlich großen humanistischen Denken geprägt, das wir heute an vielen Stellen allzu oft vermissen.“

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