Verjüngungskur fürs Viktoriastift

Landeskrankenhaus investiert 12,5 Millionen Euro in Kernsanierung und Wohngebäude / Psychiatrische Tagesklinik

Von Isabel Mittler

BAD KREUZNACH In der Klinik Viktoriastift in Bad Kreuznach stehen große Veränderungen an: In den nächsten zwei Jahren wird das Hauptgebäude aus dem Jahr 1916 komplett kernsaniert und umfangreich modernisiert. Mehr als zehn Millionen Euro fließen in das Behandlungszentrum für Kinder und Jugendliche des Landeskrankenhauses (AöR) auf der Cecilienhöhe. Zusätzlich wurden 2,5 Millionen Euro in ein neues Wohngebäude auf dem insgesamt 40 000 Quadratmeter großen Areal investiert. Der Flachbau samt Ärztezimmer und Speiseraum ist bereits mit Leben erfüllt von Kindern und Jugendlichen, die zur Rehabilitation mit einem Erziehungsberechtigten angereist sind. Das für rund 2,5 Millionen Euro errichtete einstöckige Haus bietet Platz für 18 Patienten und ihre Begleitung. Da der Gesetzgeber die Regelungen für Begleitpersonen von Kindern bis Ende des 12. Lebensjahres oder auch für Kinder mit Einschränkungen erleichtert hat, steigt die Nachfrage, vor allem auch von alleinerziehenden Elternteilen. Denn eine solche Reha kann sechs Wochen dauern.

Mit der Modernisierung und Erweiterung setze das Landeskrankenhaus ein klares Zeichen für den vor fünf Jahren übernommenen Standort, betonte bei einem Presserundgang Jürgen Horn, Kaufmännischer Direktor des Viktoriastiftes. Gemeinsam mit Architektin Ilona Krauß, die bereits den Neubau des Gesundheitszentrums Glantal in Meisenheim federführend begleitet hat, stellte Horn fest: „Im Hauptgebäude bleibt kein Stein über dem anderen.“ Ganz stimmt dies nicht, denn die Fassade ist denkmalgeschützt. An der Seitenfront zum Park hin wird es aber eine Veränderung geben, eine Flucht- und Rettungstreppe wird außen angebaut. Am Ende der Bauarbeiten, zu deren Schwerpunkten auch die neuen Anforderungen an den Brandschutz zählen, wird die Rehabilitationsklinik Viktoriastift mit mehr als 120 Mitarbeitern ihr Behandlungsspektrum markant erweitert haben, hob die neue Ärztliche Direktorin des Hauses, Beate Kentner-Figura, hervor. Zu den neuen Angeboten gehören eine psychiatrische Tagesklinik für Kinder- und Jugendliche mit 20 Plätzen, 8 Plätze für junge Menschen mit selektivem Mutismus sowie die Sprachheiltherapie für 15 Kinder und Jugendliche. Die Gruppe für Sprachheiltherapie ist bereits seit 2016 an der Klinik angesiedelt. Der Bedarf hier ist enorm gewachsen, was eine aktuelle Warteschlange von rund 100 Personen erklärt. Während der Bauarbeiten findet die Behandlung der jungen Patienten auf dem Gelände der Rheinhessen-Fachklinik Alzey (auch Landeskrankenhaus) statt.

In der psychiatrischen Tagesklinik werden die Kinder und Jugendlichen von einem multiprofessionellen Team bestehend aus Ärzten, Pflegern, Therapeuten und Sozialdienst-Mitarbeitern behandelt. Das Angebot ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, während der Behandlung den täglichen Kontakt zu ihren Eltern und dem sozialen Umfeld zu erhalten, abends heimzukommen und Gelerntes direkt umzusetzen. „Die Struktur der Tagesklinik hilft zudem, stationäre Aufenthalte zu vermeiden, zu verkürzen oder Patienten nach einem stationären Aufenthalt zu stabilisieren“, so die Direktion.

Während Therapie Kontakt zu Eltern und Umfeld halten

Damit die Tagesklinik im Haupthaus unterkommen kann, werden im Erdgeschoss Küche, Speisesaal und Wäscherei umgewandelt in Klassenzimmer, Gruppen- und Therapieräume. Die Versorgung erfolgt bereits seit einigen Monaten aus der Küche der Geriatrischen Fachklinik Rheinhessen-Nahe im Stadtteil Bad Münster, ein weiteres Behandlungszentrum des Landeskrankenhauses. Dort gibt es auch ein saniertes Therapiebecken, was von den jungen Patienten künftig mitgenutzt wird, das Schwimmbad sowie die Solewannen werden verschwinden. Zwei neue Bäder wird es für die Patienten mit Neurodermitis geben.

DAS VIKTORIASTIFT

Die Klinik Viktoriastift ist ein Behandlungszentrum für Kinder und Jugendliche in Trägerschaft des Landeskrankenhauses (AöR – Anstalt des öffentlichen Rechts). Die Klinik bietet von 2021 an 109 Rehabilitationsplätze . Während der Bauarbeiten stehen 75 Plätze für die Kinder- und Jugendrehabilitation zur Verfügung.

Allgemeine Zeitung, 27. März 2019

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