Gerontopsychiatrie

In der Gerontopsychiatrie behandeln wir alle psychiatrischen Erkrankungen, die im Alter auftreten können - inklusive der Fachdisziplinen Suchtmedizin und Sozialpsychiatrie. Auf drei Stationen versorgen wir Patienten, die mindestens das 60. Lebensjahr vollendet haben. Wir behandeln stationär, teilstationär und ambulant.

Die allgemeine soziale und gesundheitliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte hat dazu geführt, dass heute wesentlich mehr Menschen ein höheres Lebensalter erreichen. Viele erfreuen sich dabei guter Gesundheit. Jedoch leiden zirka 25 Prozent der über 65-Jährigen in irgendeiner Form unter psychischen Störungen, bei den Hochbetagten liegt der Anteil noch deutlich höher.

Teils handelt es sich um Krankheiten, die bereits in früheren Jahren begonnen haben, andere Menschen sind erst im Alter seelisch erkrankt. Hauptursachen für die psychischen Veränderungen im Alter sind seelische und soziale Faktoren sowie körperliche Erkrankungen. Mit dem Älterwerden verschieben sich häufig die Akzente in der Symptomatik. Bedürfnisse und Lebensperspektiven sind zudem vielfach anders.

Wir arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten anderer Fachrichtungen und den benachbarten Kliniken zusammen.

Die Schwerpunkte unserer Behandlung

Depressionen gehören im höheren Lebensalter zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Die Altersdepression ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung mit hohem Leidensdruck und hohen Suizidraten. Die Altersdepression wird häufig nicht erkannt, denn statt der depressionstypischen Symptome wie Traurigkeit oder Interessensverlust stehen eher körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden oder nachlassende geistige Leistungsfähigkeit im Vordergrund.

Neben der medikamentösen Behandlung steht bei uns die Psychotherapie im Vordergrund, die die neurobiologischen und psychosozialen Veränderungen des Alterns berücksichtigt.

An Schizophrenie erkrankte Menschen nehmen die Realität verändert wahr oder verarbeiten diese verändert. Wahnvorstellungen (zum Beispiel Verfolgungswahn), Halluzinationen (zum Beispiel Stimmen-Hören), Störungen emotionaler Regungen (zum Beispiel Schwanken zwischen extremen Stimmungen), Denk- und Sprachstörungen, psychomotorische Auffälligkeiten sind mögliche Ausprägungen dieser Form der Psychose. Die Behandlung erfolgt in der Regel medikamentös und im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie.

Die Behandlung einer Abhängigkeit von Alkohol oder Medikamenten erfolgt zunächst durch eine qualifizierte, körperliche Entzugsbehandlung. Diese wird umfassend psychotherapeutisch betreut. Die ggf. zugrundeliegenden, psychischen Erkrankungen werden ebenfalls in diesem Prozess diagnostiziert und können im weiteren Verlauf therapiert werden.

Patienten mit einer Demenz leiden an einer anhaltenden oder fortschreitenden Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen. Die Ursachen sind abhängig von der Demenzform. Sie reichen von der Alzheimer-Krankheit, an der mehr als die Hälfte der Patienten leiden, die an einer Demenz erkrankt sind, bis hin zur vaskulären Demenz. Abhängig von der grundlegenden Form der Demenz erfolgt auch die Behandlung.

Das Ziel einer Behandlung einer Demenzerkrankung liegt darin, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen, um dem Patienten so lange wie möglich ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Eine Heilung ist (mit Ausnahme mancher sekundärer Demenzen) aktuell nicht möglich. Die Behandlung erfolgt patientenindividuell und beinhaltet medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien.

Gehirn und Nervensystem können durch eine Reihe von Faktoren in ihrer Funktion beeinträchtigt sein. Das komplexe Geflecht kann durch Einwirkung von außen, einer Vererbung oder einem Mix von beidem geschädigt werden. Das kann zu neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen führen. Der häufigste Grund für eine Schädigung von Gehirn und Nervensystem ist eine mangelnde Durchblutung. Auch Gehirntumore, krankhafte Veränderungen von Blutgefäßen, mechanische Verletzungen durch Unfälle, Blutungen ins Gehirn und Entzündungen können die Ursache für Funktionsstörungen sein.

Viele hochbetagte Patienten leiden unter mehreren körperlichen Krankheiten (Multimorbidität), die häufig eine intensive internistische Mitbetreuung erforderlich machen. Deshalb gibt es mehrere Behandlungsplätze für Patienten, die eine besondere körpermedizinische Überwachung benötigen.

Wie wir arbeiten

Gerade bei älteren Patienten ist eine genaue Diagnostik zur Klärung der vorliegenden Beschwerden erforderlich, da häufig mehrere Krankheiten vorliegen (Multimorbidität).

Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:

  • Allgemeine, neurologisch-psychiatrische Untersuchung (zum Beispiel Untersuchung des Nervenwassers)
  • Laboruntersuchungen (zum Beispiel Vitamin-Analyse)
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • EKG
  • EEG
  • Testpsychologische Diagnostik (zum Beispiel Demenz- oder Fahreignungstests)
  • Ergänzende Untersuchungen durch Internisten und weitere Fachärzte (zum Beispiel Magen- und Darmspiegelungen)
  • Behandlung unter Altersgesichtspunkten

In der Gerontopsychiatrie steht eine ganzheitliche Behandlung und Pflege im Vordergrund. Dies beinhaltet den Blick auf psychische und körperliche Krankheitssymptome, aber auch auf die vorhandenen Fähigkeiten, die Biografie und die sozialen Bezüge. Die Behandlung orientiert sich an erreichbaren Zielen, den Bedürfnissen älterer Menschen und der individuellen Belastbarkeit.

Hierzu gehört auch die Einbeziehung der Angehörigen. Wir geben ihnen Tipps für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt. So vergessen zum Beispiel an Demenz erkrankte Patienten oft zu trinken, was einen Zustand der Verwirrtheit begünstigt. In der Klinik achten unsere Mitarbeiter auf die regelmäßige Aufnahme von Flüssigkeit. Daheim müssen dies die Angehörigen übernehmen.

Wir arbeiten eng mit ambulanten und stationären Einrichtungen der Altenhilfe zusammen und bieten Hilfestellung in rechtlichen Fragen.

Zum vielseitigen Therapieangebot gehören unter anderem:

  • Fachärztliche Behandlung
  • Psychiatrische und somatische Pflege
  • Beschäftigungstherapie und hauswirtschaftliches Training (zum Beispiel Koch- und Einkaufstraining)
  • Einzel- und Gruppenpsychotherapie sowie Entspannungstherapie
  • Elektrokrampftherapie (EKT): Es besteht die Möglichkeit einer EKT bei psychiatrischen Erkrankungen wie zum Beispiel schweren depressiven Störungen. Diese Therapieform ist gerade bei älteren Menschen sehr wirksam und nebenwirkungsarm. Häufig können Medikamente aufgrund von vielen zusätzlichen körperlichen Erkrankungen nicht in einer wirksamen Form und Dosis gegeben werden.
  • Hirnleistungs- und Orientierungstraining
  • Bewegungstherapie und Krankengymnastik
  • Erhaltung und Verbesserung der Alterskompetenzen (Sozialtraining)
  • Ergotherapie (zum Beispiel Kräutergarten)
  • Physikalische Therapie
  • Autogenes Training
  • Musik- und Tanztherapie
  • Bewegungstherapie („Der Depression Beine machen“)
  • Genusstherapie
  • Kunsttherapie

In der Alterspsychiatrie werden ebenso wie in den anderen Bereichen des Fachgebietes differenzierte medikamentöse, psychotherapeutische und sozialrehabilitative Behandlungsansätze verwendet. Den letzteren kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu, da gerade ältere Patienten sehr häufig die sozialen Kompetenzen krankheitsbedingt einbüßen. Entsprechend ist es das vorrangige Ziel der gerontopsychiatrischen Anstrengungen, die Patienten in weitestgehend Unabhängigkeit zu entlassen.

Für Angehörige alterskranker Menschen gibt es vielfältige Probleme. Auch hierbei wollen wir stützen und unsere Hilfe anbieten in Form von

  • Angehörigensprechstunden
  • Angehörigengruppen
  • Beratung über Ernährung und Pflege
  • Soziale und rechtliche Hilfen
  • Ambulante Hilfen

Jeden ersten Mittwoch im Monat veranstalten wir auf unsere Station PZ4 einen Informationsabend zum Thema „Depression im Alter“ für Angehörige und Interessierte. Zur Anmeldung kontaktieren Sie das Stationsteam (Tel.: 02632 407-5374 oder schreiben Sie eine Mail rmf-pz4@rmf.landeskrankenhaus.de). 

An jedem ersten Mittwoch im Monat bieten wir die "Angehörigengruppe Gerontopsychiatrie - Angehörige von Menschen mit Demenz" an. Die Gruppe trifft sich um 16 Uhr im Multifunktionsraum Pflegedirektion. Kontakt: angehoerigengruppe-demenz@rmf.landeskrankhaus.deTel.: 02632 40715691 (werktags von 8 - 12 Uhr)

Das Team unserer Abteilung setzt sich zusammen aus Ärzten, Psychologen, Pflegenden, Diplom-Sozialarbeitern, Beschäftigungstherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten Physiotherapeuten und Angehörigen anderer Berufsgruppen.

Als wichtige Ergänzung zu unserem stationären und teilstationären Behandlungsangebot bieten wir eine eigenständige gerontopsychiatrische Institutsambulanz (GPIA) an.

Die ambulante psychiatrische Pflege unterstützt den psychisch kranken Menschen in seinem Lebenszusammenhang, bezieht sein Umfeld mit ein und gewährleistet damit seine soziale Integration.

Die Abteilung Gerontopsychiatrie ist Teil des psychiatrischen „Netzwerks Demenz Mayen-Koblenz“, in dem sich neben anderen ambulante und stationäre Einrichtungen der Altenhilfe und Gerontopsychiatrie engagieren. Wir von der Rhein-Mosel-Fachklinik bemühen uns dabei um eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen.

Die ambulante psychiatrische Pflege (APP) unterstützt den psychisch kranken Menschen in seinem Lebenszusammenhang, bezieht sein Umfeld mit ein und gewährleistet damit seine soziale Integration.

Wir bieten auch monatliche Sprechstunden für Betroffene und Angehörige in den Gesundheitsämtern Andernach (jeder erster Montag im Monat, 16 Uhr), Mayen (jeder zweiter Mittwoch, 16 Uhr) und Koblenz (jeder dritter Montag, 16 Uhr) sowie zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen an.

Der Mensch ist die beste Medizin des Menschen - dies ist das Motto der ehrenamtlichen Helfer in der Gerontopsychiatrie. In unserer Bewegungsgruppe, bei Caféstunden in unserem Cafe "Vergißmeinnicht", bei Besuchen auf den Stationen oder bei der Teilnahme am kommunalen Kino begleiten die Ehrenamtlichen die Patienten. Entweder im Team oder alleine - begleiten, sich austauschen und Freude schenken.

Unsere ehrenamtlichen Helfer werden durch unsere Freiwilligenkoordinatorin Regina Marschke begleitet, eingearbeitet, auf Wunsch geschult und sind während des Einsatzes versichert (Unfall und Haftpflicht). Zusätzlich findet eine monatliche Teambesprechung zum Informationsaustausch und der Einsatzbesprechung statt. Da unsere Ehrenamtlichen Helfer keine Pflegetätigkeiten ausüben, sind  uns alle Interessenten herzlich willkommen.

Aufnahme in der Gerontopsychiatrie

Aufnahmekoordination und -Planung Gerontopsychiatrie
Tel.: 02632 407-5705

 

Ihre Ansprechpartner

Bauer-Hermani, Marion
Dr. med. Marion Bauer-Hermani
Chefärztin

Tel.: 02632 407-5537

Fax: 02632 407-5813

m.bauer-hermani@rmf.landeskrankenhaus.de

Klinisches Zentrum

Station PZ 2
Tel.: 02632 407-5225

Station PZ 3
Tel.: 02632 407-5592

Station PZ 4
Tel.: 02632 407-5374

Polcher-Nerger, Stella
Stella Polcher-Nerger, B.A.
Abteilungsleiterin Pflege

Tel.: 02632 407-5030

s.polcher@rmf.landeskrankenhaus.de