Senioren litten stark unter Corona

Beide Tageskliniken der Geriatrischen Fachklinik Rheinhessen-Nahe können endlich wieder Patienten behandeln.

Stolz, Susanne

Die gerontopsychiatrische Tagesklinik und die geriatrische Tagesklinik der Geriatrischen Fachklinik Rheinhessen-Nahe (GFK) behandeln wieder Patienten. Die Zahl an Patienten, die gemeinsam behandelt werden können, ist in den Tageskliniken bewusst sehr klein gehalten, um den corona-bedingten Sicherheitsabstand auch bei einer Gruppentherapie gewährleisten zu können. Susanne Stolz ist Funktionsoberärztin der gerontopsychiatrischen Tagesklinik. Sie sagt: „Durch die Corona-Pandemie mussten die Leistungen vorübergehend ausgesetzt werden. Es ist gut, dass es wieder losgeht.“

Die Isolierung während der Corona-Pandemie tat insbesondere vielen älteren Menschen nicht gut, weiß Stolz. Die Fachklinik für Altersmedizin versuchte deshalb, telefonisch zu den Patienten Kontakt zu halten. Stolz: „Die Patienten, die aufgrund der Ausbreitung des Virus nicht mehr behandelt werden konnten, haben sehr gelitten.“ Viele soziale Angebote fielen weg, durch den Mund-Nasen-Schutz wurde die Kommunikation schwieriger, Besuche blieben aus, die Patienten waren zeitweise fast vollständig sozial isoliert.

Die Folge waren oft depressive Symptome wie gedrückte Stimmung, Traurigkeit, Schlafstörungen, Interessen- und Aktivitätsverlust. Viele Erkrankungen verschlechterten sich so auch, zum Beispiel Demenzerkrankungen.

Dieser Entwicklung wollen sich Stolz und ihre Kollegen nun entgegenstellen. Die neue Pandemie-Normalität hält dabei auch in den Tageskliniken ein. „Natürlich ist bei der Behandlung gewährleistet, dass unsere Patienten die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten können.“ Ist der Abstand groß genug, so die Ärztin, kann man auch auf den Mund-Nasen-Schutz verzichten. Das bietet gerade für die älteren Patienten einen großen Vorteil in der Kommunikation. Grundsätzlich wird bei jedem Patienten bei Aufnahme ein Abstrich zur Untersuchung auf Covid-19 genommen.

Die gerontopsychiatrische Tagesklinik der GFK erhielt mit Susanne Stolz als Funktionsoberärztin im Februar personelle Verstärkung. Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie wechselte von der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, die wie die GFK zum Landeskrankenhaus (AöR) gehört.

Stolz definiert die Tagesklinik als „Schnittstelle“ zwischen vollstationärer und ambulanter Behandlung. Die Behandlung in einer Tagesklinik stellt eine Alternative zur vollstationären Behandlung dar, soll eine selbstständige Lebensführung bewahren und ermöglicht parallel dazu eine intensivere Diagnostik und Therapie als im ambulanten Setting. Dadurch, so die Funktionsoberärztin, wird ein Übergang von ambulanter zu stationärer Behandlung „weicher“. Im Idealfall kann eine stationäre Behandlung vermieden werden.

Mit der gerontopsychiatrischen Tagesklinik erweiterte die GFK am Standort Bad Münster am Stein-Ebernburg zu Jahresbeginn das Angebot für Patienten aus Bad Kreuznach und Umgebung. Seit Januar stehen 15 Plätze zur tagesklinischen Behandlung für Patienten ab dem 60. Lebensjahr bereit.

Der Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Depressionen; daneben werden auch Patienten zur Diagnostik psychischer Störungen und zur kriseninterventionellen und psychopharmakologischen, multiprofessionellen Behandlung aufgenommen, so die Chefärztin der gerontopsychiatrischen Tagesklinik, Dr. Sarah Kayser.

Auch die geriatrische Tagesklinik ist noch jung im Bad Kreuznacher Stadtteil. Seit Herbst 2019 stehen die Türen offen. „Nun können wir endlich wieder behandeln“, sagt Dr. Jochen Heckmann, Ärztlicher Direktor der GFK. Die Behandlung in der geriatrischen Tagesklinik eignet sich besonders für ältere, multimorbide Menschen – die also an Mehrfacherkrankungen leiden. „Mit der Behandlung wollen wir dazu beitragen, dass ältere Menschen im Krankheitsfall ihre Fähigkeiten zurückgewinnen beziehungsweise erhalten, um sich weiterhin selbst versorgen zu können und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden“, erklärt Heckmann.

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