92.000 Euro für Needz-Projekt

Deutsche Alzheimergesellschaft zeichnet Konzept der Rheinhessen-Fachklinik Alzey aus

Imane Henni Rached (Pflegeexpertin APN) und André Hennig (Wissenschaftlicher Projektleiter) freuen sich über die Auszeichnung der Deutschen Alzheimergesellschaft.

Ein kluger Entlassprozess soll älteren, an Demenz erkrankten Menschen mit herausforderndem Verhalten und ihren Angehörigen helfen, ihre Lebenssituation so zu verbessern, dass möglichst lange ein Aufenthalt in einer Gerontopsychiatrie vermieden werden kann.

Das sogenannte Needz-Projekt wurde in der Gerontopsychiatrie der Rheinhessen-Fachklinik Alzey (RFK) bereits vor einiger Zeit eingeführt. Hinter dem Projekt der „verstehenden Diagnostik herausfordernden Verhaltens von Menschen mit Demenz in der Gerontopsychiatrie“ steht die Einsicht, dass herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz häufig in unbefriedigten Bedürfnissen begründet liegt - nicht selten ist dies der Grund für eine Aufnahme in die stationäre Gerontopsychiatrie. Im Rahmen der verstehenden Diagnostik werden mehrere evidenzbasierte Interventionen miteinander kombiniert.

Nun haben Imane Henni Rached (Pflegeexpertin APN), André Hennig (Wissenschaftlicher Projektleiter) und Viktoria Gerharz (Bereichsleiterin Pflege Gerontopsychiatrie) „NeeDz“ überarbeitet (Arbeitstitel „NeeDz 2.0“) – und wurden von der Deutschen Alzheimergesellschaft mit Fördergeld in Höhe von rund 92.000 Euro belohnt. Mit dem Geld wird ein Nachsorgeangebot etabliert, dass unter anderem eine halbe APN-Stelle umfasst.

Die zur Verfügung stehenden Interventionen sollen bei herausforderndem Verhalten von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen eine Steigerung der Lebensqualität erwirken. Dazu gehören das Absetzen beziehungsweise die Reduktion von Psychopharmaka, vertiefte biografische Anamnese, Serial Trial Intervention, psychosoziale Einzelaktivierungen, Angehörigensprechstunde, Therapie- und Handlungsempfehlungen.

Somit, so das Ziel von NeeDz, soll die Intensität oder Häufigkeit der herausfordernden Verhaltensweisen reduziert werden können, Angehörige und betreuende Personen entlastet und die Wiederaufnahmeraten reduziert werden.

Entlassen scheint einfach – ist es aber nicht

Den Initiator:innen fiel auf, dass der Schwachpunkt des bestehenden Projekts die Entlassung ist. Zwar werden Handlungsempfehlungen mitgegeben. Dennoch sind viele bald wieder da. Das kann sehr negative Auswirkungen haben; beispielsweise steigt die Mortalitätsrate, wenn Patienten zu oft in die Gerontopsychiatrie eingewiesen werden, weiß Imane Henni Rached.

„Entlassen scheint einfach zu sein“, sagt André Hennig. In Wahrheit ist es aber kompliziert, fügt er an. Es gibt die Einsicht, dass die Handlungskompetenz mit der Entlassung aus der Gerontopsychiatrie „auf die andere Seite“ zu bringen ist. Die Menschen müssen also befähigt werden, entsprechend zu handeln im Falle eine sich anbahnenden Krise. „Ohne geht es nicht.“

Dabei versprechen die „NeeDz“-Initiator:innen Unterstützung und packen einen Koffer wirksamer Werkzeuge. So soll pro-aktiv gehandelt werden („Wir rufen auf Verdacht an.“). Mit digitaler Unterstützung kann man Kontakt zu den Entlassenen und den Angehörigen beziehungsweise Betreuungspersonen halten.

Der Prozess der Entlassung wird personalisiert und verläuft niedrigschwellig. Netzwerkpartner und Akteure aus den Bereichen Gerontopsychiatrie, Alten-und Pflegeheime, Psychiatrische Institutsambulanz, Hausärzt:innen sowie Psychiaterinnen und Psychiater in Alzey und Umgebung werden in den Prozess involviert. Wolfgang Pape

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