„Vielfalt gestalten, Teilhabe leben, gemeinsam in Gang bleiben“
Anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens laden wir Sie herzlich zum Fachtag am 04. November 2025 ein. Unter dem Motto „Vielfalt gestalten, Teilhabe leben, gemeinsam in Gang bleiben“ erwarten Sie spannende Vorträge, u. a. von Frau Richter zum Thema „Recovery leben“, von Juristin Caroline Folkerts zu rechtlichen Entwicklungen sowie von Christina Kuhn zu Demenz bei Menschen mit Behinderung. Prof. Michael Schulz beleuchtet zudem die Bedeutung von Sprache in Psychiatrie und Eingliederungshilfe. Ergänzend bieten acht Workshops praxisnahe Einblicke – von herausforderndem Verhalten über KI-Anwendungen bis hin zur kooperativen Hilfeplanung.
Wir freuen uns auf einen inspirierenden Austausch und Ihr Kommen!
Ihr Team von Fördern|Wohnen|Pflegen – Gemeindepsychiatrie
Veranstaltungsinformationen
Dienstag, 4. November, 9 - 17 Uhr
Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Die Akkreditierung bei der Bezirksärztekammer wird beantragt.
Pflegefachpersonen erhalten für die Fachtagung 6 Fortbildungspunkte durch die Landespflegekammer RLP.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Programm
Dr. Alexander Wilhelm, Geschäftsführer Landeskrankenhaus (AöR)
Anke Kahmeier, Direktorin Fördern | Wohnen | Pflegen – Gemeindepsychiatrie, Rhein-Mosel-Fachklinik
Benjamin Heilig, Einrichtungsleitung Fördern | Wohnen | Pflegen – Gemeindepsychiatrie, Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Karlheinz Saage, ehem. Direktor Fördern | Wohnen | Pflegen – Gemeindepsychiatrie, Landeskrankenhaus (AöR)
Katrin Richter – Psychiatrie-Erfahrene und Klientin im Verbund Fördern | Wohnen | Pflegen
In diesem persönlichen Impulsvortrag schildert Katrin Richter ihren Weg von der psychiatrischen Akutstation über eine betreute Wohnform hin zu einem selbstbestimmten Leben in der eigenen Wohnung. Sie beschreibt eindrücklich, wie sich Unterstützung anfühlen kann – wenn sie gelingt, und wenn sie fehlt – und was es bedeutet, Vertrauen, Nähe und Verantwortung neu zu lernen. Ihre Geschichte macht deutlich, wie Recovery als individueller Prozess entsteht: getragen von eigener Kraft, aber auch durch professionelle Beziehungen, die Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen. Besonders im Wandel von FWP zur recovery-orientierten Dienstleistung fand sie nicht nur neue Perspektiven – sondern auch neue Hoffnung.
Christina Kuhn, Geschäftsführerin Demenz Support Stuttgart gGmbH
Häufigkeit, Symptomatik, Ursachen zum Thema Demenz und der Einsatz von Assessmentinstrumenten gehören zum Hintergrundwissen von Mitarbeitenden in der Behindertenhilfe. Bauliche und soziale Umweltfaktoren bewirken Wohlbefinden oder lösen herausforderndes Verhalten aus. Eine Demenzerkrankung betrifft das gesamte Umfeld und es gilt, die Weichen frühzeitig und richtig zu stellen.
Caroline Folkerts, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit
Die Arbeit mit Menschen, die aufgrund unterschiedlicher gesundheitlicher oder psychischer Aspekte Hilfe und Unterstützung benötigen, stellt die Mitarbeitenden im Arbeitsalltag ständig vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Die notwendige enge Zusammenarbeit zwischen Einrichtung, Betreuerinnen, Betreuern und Gericht ist von grundlegender Bedeutung. Dadurch können aufkommende Fragestellungen der Mitarbeitenden geklärt und das Wohl der Betroffenen noch besser in den Fokus gerückt werden. Dieser Fachvortrag verdeutlicht die rechtlichen Rahmenbedingungen des Betreuungs- und Unterbringungsrechts anhand konkreter Fallgestaltungen und gibt Handlungsvorschläge von einer ehemaligen Betreuungsrichterin.
- Workshop 1: „Wie Künstliche Intelligenz Inklusion fördern kann – Einblicke und Anwendungen für Menschen mit Behinderung“
Andreas Büttenbender, Leiter Berufliche Integration, Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Künstliche Intelligenz ist immer öfters Teil unseres Alltags. In diesem Impulsseminar erhalten die Teilnehmenden einen verständlichen Überblick darüber, wie KI und insbesondere Chatbots wie ChatGPT funktionieren und sinnvoll genutzt werden können. Anhand konkreter Beispiele wird gezeigt, wie auch Menschen mit Beeinträchtigungen von KI profitieren könnten – etwa durch Texte in einfacher Sprache, digitale Assistenten oder kreative Tools zur Bilderstellung. Der Workshop zeigt Chancen und Grenzen auf und bietet Raum für kritische Reflexion. In einer Live-Demo werden Anwendungen direkt erlebbar gemacht. Teilnehmende erhalten Impulse zur eigenen Erprobung in ihrem Alltag.
- Workshop 2: Recovery – Modewort oder gelebte Praxis?
Fiona Müller, Ex-In Genesungsbegleiterin, Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Silvia Geil, Ex-In Genesungsbegleiterin, Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Der Workshop beleuchtet das Konzept der Recovery in der Gemeindepsychiatrie und die zentrale Rolle von Genesungsbegleiterinnen. Anhand praxisnaher Beispiele wird erarbeitet, wie Recovery in psychiatrischen Wohnbereichen, Außenwohngruppen und Tagesstätten verstanden und gelebt werden kann, um Hoffnung, Selbstbestimmung und Ressourcen zu stärken. Der Workshop bietet Raum für Austausch, Reflexion und Fragen zur Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team. Ziel ist es, Recovery-orientierte Perspektiven in der Praxis zu fördern und weiterzuentwickeln.
- Workshop 3: Demenz: Verlaufsbeobachtung etc. und Stolpersteine
Christina Kuhn – Geschäftsführerin Demenz Support Stuttgart gGmbH
Den Verlauf einer Demenzerkrankung frühzeitig in den Blick zu nehmen, hilft bei der diagnostischen Abklärung. In der Praxis sind herausfordernde Verhaltensweisen besonders belastend. Aber was ist der Auslöser? Die Demenzerkrankung, Schmerzen, ungünstige Umweltfaktoren? Der Workshop gibt Antworten auf diese Fragen.
- Workshop 4: Prozessvereinbarungen – Weg vom Regelwerk zum Respekt
Natalia Wein (Fachperson und Prozessbegleitung im Haus Aktienhof)
Noelia Feilberg (stellvertretende Wohnbereichsleitung im Haus Aktienhof)
- Workshop 5: Verstehen statt Konfrontieren: Ein neuer Blick auf herausforderndes Verhalten
Daniel Sahm, Heilerziehungspfleger, Case- und Teilhabemanager, Community Mental Health, Stabsstelle der Pflegedirektion, Rhein-Mosel Fachklinik Andernach
In diesem interaktiven Workshop werden Fachpersonen und Experten aus Erfahrung eingeladen, gemeinsam eine neue, entlastende Haltung zu herausforderndem Verhalten zu entwickeln. Statt in Konfrontation zu verharren, wenn die Anspannung steigt, entdecken wir Wege, die hinter dem Verhalten liegenden Bedürfnisse und Nöte zu verstehen. Der Workshop schafft einen Raum für den trialogischen Austausch auf Augenhöhe, in dem professionelle und persönliche Expertise gleichermaßen wertgeschätzt werden.
Anhand von praxisnahen Fallbeispielen und wissenschaftlich fundierten Prinzipien erarbeiten wir gemeinsam konkrete Werkzeuge für den Alltag. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Schwerpunkte:
- Haltung: Wir vollziehen den entscheidenden Perspektivwechsel – von der Annahme des „Nicht-Wollens“ zur Erkenntnis des „Nicht-Könnens“ und fragen: Wer hat hier eigentlich das Problem?
- Werkzeuge: Wir lernen deeskalierende Kommunikations- und Handlungstechniken kennen, die auf Respekt, dem Verstehen von Eskalationsdynamiken und dem Prinzip der geteilten Verantwortung basieren.
- Planung: Interaktiv entwickeln wir die Struktur eines Handlungsplans, der in angespannten Situationen Sicherheit und Orientierung für alle Beteiligten bietet.
Aus der Praxis – für die Praxis: Dieser Workshop gibt Ihnen Impulse und konkretes Handwerkszeug, um schwierige Situationen souveräner zu meistern und eine Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses zu fördern.
- Workshop 6: „Herausforderndem Verhalten bei Demenz begegnen – durch Bedürfnisorientierung, Auslösersuche und Schmerzmanagement“
Imane Henni Rached, Pflegeexpertin APN und Pflegewissenschaftlerin, Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Menschen mit Demenz entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung häufig herausfordernde Verhaltensweisen, die Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse, körperlicher Beschwerden oder belastender Umweltbedingungen sind. Häufig liegen behandelbare Ursachen wie Schmerzen oder unangemessene Reize zugrunde, die als Auslöser für das Verhalten wirken können. Die fortschreitenden kognitiven Einschränkungen erschweren die Kommunikation und das Erkennen dieser Bedürfnisse, was zu belastenden Situationen führt.
Ziel des Workshops ist es, die Sensibilität für die vielfältigen Entstehungsfaktoren herausfordernden Verhaltens zu schärfen und praxisnahe Ansätze vorzustellen. Im Mittelpunkt stehen bedürfnisorientierte Zugänge, die gezielte Suche nach Auslösern, psychosoziale Interventionen sowie ein systematisches Schmerzmanagement, um den Einsatz von Psychopharmaka zu reduzieren.
- Workshop 7: "Recovery leben – Vom Akutaufenthalt über eine betreute Wohnform in die eigene Wohnung: Erfahrungsbericht und Fachdialog"
Katrin Richter, Psychiatrie-Erfahrene und Klientin im Verbund Fördern | Wohnen | Pflegen
In diesem Workshop beleuchten eine Psychiatrie-Erfahrene und eine psychiatrische Fachperson gemeinsam den Weg der Genesung (Recovery) aus zwei Perspektiven. Am lebendigen Beispiel einer Klientin – ihrem Übergang von der Akutstation der Klinik in eine geschützte Wohneinrichtung und schließlich in die eigene Wohnung – werden Faktoren sichtbar, die ein sinnerfülltes Leben trotz psychischer Erkrankung ermöglichen. Dabei wird deutlich, dass Recovery ein individueller, nicht-linearer Prozess ist, der von Hoffnung, Unterstützung und Selbstbestimmung geprägt wird.
Die Klientin wird dabei auch die Entwicklung ihres Unterstützungssettings reflektieren: Ihre persönliche Veränderung fiel in eine Zeit des institutionellen Wandels innerhalb von FWP. Im Zuge der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) hat sich die Eingliederungshilfe im Bereich Fördern- Wohnen- Pflegen schrittweise von einem klassisch versorgungsorientierten hin zu einem modernen, recovery-orientierten Dienstleistungsmodell nach dem SGB IX entwickelt. Diese Veränderung prägte nicht nur die Strukturen, sondern auch die Haltung und die Begleitung auf ihrem Weg.
Im Dialog mit den Teilnehmenden werden Gelingensbedingungen herausgearbeitet: Wie können Fachpersonen Menschen mit schweren psychischen Problemen auf Augenhöhe wirksam begleiten und Hoffnung fördern? Der Workshop verbindet persönliche Erfahrung mit fachlicher Reflexion und lädt dazu ein, die eigene professionelle Haltung recoveryorientiert weiterzuentwickeln.
- Workshop 8: Worte wirken: Das BTHG im Alltag sprechen lernen – Ein interaktiver Workshop
Prof. Dr. Michael Schulz, Honorar-Professor für Psychiatrische Pflege an der Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld
Wie übersetzen wir die anspruchsvollen Ziele des BTHG in unsere tägliche Kommunikation? Dieser interaktive Workshop knüpft direkt an den Vortrag an und bietet einen praktischen Raum, um die eigene Sprachroutine zu reflektieren und personenzentrierte Haltung konkret zu erproben. Der Fokus liegt darauf, die oft abstrakten Vorgaben des SGB IX in eine lebendige, teilhabeorientierte und wirksame Alltagssprache zu überführen.
Ziel ist nicht das Erlernen neuer Vokabeln, sondern die Entwicklung eines tiefen Sprachbewusstseins. Die Teilnehmenden nehmen konkrete Werkzeuge und Impulse mit, um die Philosophie der Teilhabe in jedem Gespräch authentisch zu leben und so zu aktiven Gestalter*innen einer modernen, respektvollen Betreuungskultur zu werden.
In diesem kompakten Workshop werden wir:- Typische „Stolpersteine“ identifizieren: Gemeinsam sammeln wir Formulierungen aus dem FWP-Alltag (z. B. aus Hilfeplangesprächen, Dokumentationen, Team-Übergaben), die dem Geist des BTHG entgegenstehen, und analysieren ihre unbeabsichtigte Wirkung.
- Praktisch „übersetzen“: In Kleingruppen erarbeiten wir Alternativen. Wie wird aus einem defizitorientierten Satz eine ressourcenstärkende Frage? Wie formulieren wir Unterstützung, die nicht bevormundet, sondern ermächtigt? Besonderes Augenmerk legen wir auf die Spannung zwischen der Pflegesprache des SGB XI und der Teilhabesprache des SGB IX.
- Haltung durch Sprache erproben: Anhand kurzer, realitätsnaher Szenarien üben wir, Gespräche so zu führen, dass die Selbstbestimmung der begleiteten Menschen aktiv gefördert wird. Wir erleben unmittelbar, wie kleine sprachliche Änderungen die gesamte Dynamik eines Gesprächs verändern können.
Prof. Dr. Michael Schulz, Honorar-Professor für Psychiatrische Pflege an der Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld
Der FWP-Bereich feiert 25 Jahre einer beeindruckenden Entwicklung: Von den Wurzeln im klinischen Langzeitbereich hin zu einer modernen, lebensweltorientierten Begleitung an der Schnittstelle von SGB IX und SGB XI. Diese Transformation wurde entscheidend durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) geprägt, das einen radikalen Kulturwandel fordert – weg von institutioneller Versorgung, hin zu echter Teilhabe und Selbstbestimmung. Doch wie wird dieser Paradigmenwechsel im Alltag lebendig? Die Antwort liegt nicht nur im Handeln sondern vor allem auch in unserer Sprache.
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem Buch „Sprache in der Psychiatrie“ beleuchtet der Vortrag, wie eine bewusste Sprache ein modernes psychiatrisches Unterstützungssystem prägt:
- Von der Akte zum Dialog: Das BTHG rückt die Person in den Mittelpunkt. Sprache ist das zentrale Instrument, um diesen Anspruch einzulösen. Wir analysieren, wie wir durch eine dialogische, nicht-pathologisierende Kommunikation die von Misstrauen und Hierarchie geprägte Anstaltssprache überwinden und eine Beziehung auf Augenhöhe gestalten.
- Von der Maßnahme zur Aushandlung: Es gibt zahlreiche Begriffe, die tief in alten Versorgungsstrukturen verankert sind. Der Vortrag zeigt auf, wie eine ressourcen- und wunschorientierte Sprache nicht nur Stigma abbaut, sondern auch die Haltung von Professionellen verändert und die Selbstwirksamkeit der begleiteten Menschen stärkt.
- Vom Versorgungsplan zum Lebensentwurf: Sprache schafft Realität. Indem wir lernen, die Narrative und das Vokabular der Menschen, die wir unterstützen, wertzuschätzen und zu nutzen, verlassen wir die paternalistische Expertenrolle und werden zu echten Partnern im Genesungsprozess.
Der Vortrag verdeutlicht: Eine sensible und reflektierte Sprache ist keine weiche und optionale Zusatzqualifikation, sondern die unverzichtbare Grundlage, um den rechtlichen und ethischen Auftrag des BTHG in eine gelebte, würdevolle Praxis zu übersetzen.
Anmeldung Fachtagung FWP
Die Anmeldung erbitten wir bis spätestens 17. Oktober 2025.
Workshopwahl: Bitte teilen Sie bei Ihrer Anmeldung mit, welche Workshops Sie besonders interessieren. Bitte benennen Sie je Workshop-Runde zwei Wunsch-Workshops.
Tagungsmanagement
Rhein-Mosel-Akademie
Institut für Fach- und Führungskräfte im Gesundheits- und Sozialwesen
Vulkanstraße 58 • 56626 Andernach
Angeles Fernandez Bodalo