Sozialpädiatrische Sehambulanz (SOPSA)

Diagnostik Visueller Wahrnehmungsstörungen

Das Team der Sozialpädiatrischen Augenambulanz (SOPSA) ist auf die Diagnostik visueller Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen (Cerebral Visual Impairment - CVI) spezialisiert.

Visuelle Wahrnehmung beinhaltet all das, was das Gehirn mit den durch die Augen weitergeleiteten Informationen macht. Im Gehirn entstehen die Bilder, werden die wichtigen Informationen registriert und gespeichert (gelernt). Diese Hirnprozesse sind kompliziert und werden von vielen anderen, ebenfalls im Zentralnervensystem lokalisierten Prozessen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotion und Motivation beeinflusst. Umgekehrt kann auch das Sehen und die Wahrnehmung die Aufmerksamkeit, die Emotion, das Gedächtnisses und die Motivation beeinflussen.

Diese komplizierten Wechselwirkungen zu entwirren braucht Zeit und die Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten, die in der Sozialpädiatrischen Augenambulanz vertreten sind. Hier kümmern sich Neuropädiater, Psychologen, Orthoptisten und Ergotherapeuten um ihr Anliegen und um die Diagnostik der visuellen Wahrnehmung ihres Kindes. Außerdem arbeiten wir eng mit Augenärzten, Blindenschulen und Frühförderstellen für sehbehinderte Kinder, aber auch mit niedergelassenen Therapeuten, Kindergärten, Schulen und Kinderärzten zusammen.

Indikationen zur Vorstellung in der Sozialpädiatrischen Sehambulanz

  • Frühgeburt
  • Hirnverletzungen (z.B. Schädelhirntrauma, Tumore, Hydrocephalus)
  • Spina bifida
  • Epilepsie 
  • Genetische Auffälligkeiten (z.B. Trisomie 21, Fragiles X Syndrom)
  • Entwicklungsstörungen 
  • Verhaltensauffälligkeiten (z.B. ADHS, Autismus) 
  • Schulleistungsprobleme (z.B. Lese-Rechtschreibstörung, Rechenstörung)
  • Augenerkrankungen (z.B. Amlyopie, Weitsichtigkeit, Schielen)
  • häufiges Stolpern über Gegenstände
  • häufiges Stoßen an Ecken und Kanten 
  • häufige Treppenstürze  
  • wenig Interesse an Ballspielen oder schnellen Bildfolgen
  • wenig Interesse an Bilderbüchern 
  • schlechte Orientierung (Kinder finden Wege nicht mehr zurück und verlaufen sich oft) 
  • auffällige Mimik  
  • Schwierigkeiten beim Abschreiben von der Tafel oder beim Rechnen
  • chaotische Heftführung und ein chaotisches Kinderzimmer 
  • verminderte Reaktion auf die Mimik anderer
  • Schwierigkeiten die Eltern auf Feiern wieder zu finden 
  • kein Erkennen von Verwandten und Freunden auf Bildern

Ablauf in der Sozialpädiatrischen Sehambulanz

Alle Untersuchungen in der SOPSA sind schmerzfrei und auf eine geringstmögliche Belastung für ihr Kind ausgelegt. Der Ablauf der Diagnostik und Behandlung richtet sich dabei nach dem Alter der vorgestellten Kinder.

Ist ihr Kind jünger als drei Jahre, ist die Diagnostik besonders dringlich. Je jünger die Kinder sind, desto besser lässt sich eine visuelle Wahrnehmungsstörung therapieren, um die weitere frühkindliche Entwicklung nicht zu beeinträchtigen. Deswegen erhalten kleine Kinder besonders schnell einen Vorstellungstermin und werden umfassend orthoptisch und neurologisch untersucht und diagnostiziert, um möglichst rasch therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Um die Belastung der Untersuchung so gering wie möglich zu halten untersucht die Ärztin gemeinsam mit der Orthoptistin ihr Kind.

Bei Kindern ab drei Jahren sind die visuellen Wahrnehmungsprozesse deutlich komplexer. Um uns intensiv und sorgfältig um ihr Anliegen und die Diagnostik kümmern zu können, haben wir ein mehrstufiges Vorgehen etabliert.

Phase 1: Screening auf visuelle Wahrnehmung Verarbeitung Störung (CVI)

Ein Ergotherapeut führt den etablierten und validierten Screeningtest „Provikit“ der TU Darmstadt durch. Danach schaut sich ein Orthoptist die Augen ihres Kindes an und untersucht sie. Im Anschluss erfolgt eine sorgfältige Anamnese der visuellen Wahrnehmungs-Verarbeitungs-Störung und etwaiger neurologischer Gründe, sowie eine gründliche Untersuchung neurologischer Aspekte des Sehens und spricht eine vorläufige Empfehlung aus.

Zwischen Phase 1 und Phase 2 sollte eine Vorstellung bei einem Augenarzt erfolgen, falls dies noch nicht erfolgt ist. 

Phase 2: Ausführliche neurologische und neuropsychologische Diagnostik

Sollte sich der Verdacht auf eine visuelle Wahrnehmungs-Verarbeitungs-Störung im Screening erhärten, benötigt ihr Kind eine ausführliche neuropsychologische und neurologische Untersuchung, um das Ausmaß und die Lokalisation der Störung festzustellen.

In dieser Phase werden sie von unseren Psychologen ausführlich betreut. Gleichzeitig erfolgt eine Bestimmung der idealen Umfeldbedingungen für ihr Kind, um ihnen, aber auch Erziehern und Lehrern Hinweise zu geben, wie die visuelle Wahrnehmung des Kindes am besten unterstützt werden kann.

Phase 3: Therapie und Gestaltung des Umfeldes

Die Förderung des funktionellen Sehens geschieht in Zusammenarbeit mit den Seh-Frühförderstellen und den Landesschulen für blinde und sehbehinderte Kinder sowie Kindergarten und Schule. In dieser Phase sollen auch spezifische Therapien vor Ort bei entsprechend weitergebildeten Therapeuten durchgeführt werden. Ferner erfolgen regelmäßige Verlaufskontrollen, um den Fortschritt in der visuellen Wahrnehmung zu überprüfen.
 

Ihr Ansprechpartner

Frank Kowalzik
Dr. Frank Kowalzik
Chefarzt Kinderneurologie und Sozialpädiatrie

Tel.: 06131 378-12151

Fax: 06131 378-2810

sekretariat-kinz@rfk.landeskrankenhaus.de