Langfristige Standortsicherung fürs Gesundheitszentrum Glantal
Krankenhausreform – Einrichtung in Meisenheim soll erhalten bleiben
Meisenheim. Das Landeskrankenhaus (AöR) und das Land Rheinland-Pfalz haben mit der Eröffnung des Neubaus des Gesundheitszentrums im Jahr 2015 – bei Gesamtkosten von rund 42 Millionen Euro und einem Eigenanteil des Landeskrankenhauses von etwa 20 Millionen Euro – bewiesen, dass man die medizinische Versorgung in der Region maßgeblich gestaltet. „Wir sind vor zehn Jahren gerne in die Verantwortung und die Herausforderung gegangen, die Gesundheitsversorgung vor Ort sicherzustellen. Zu dieser Verantwortung stehen wir auch heute noch und stellen deshalb frühzeitig die Weichen, um den Standort langfristig zu sichern. Wir sehen es angesichts veränderter Rahmenbedingungen als notwendig an, eine dauerhafte und nachhaltige Anbindung des Hauses an einen somatisch ausgerichteten Träger mit größeren Versorgungsstrukturen anzustreben“, sagt der Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, Dr. Alexander Wilhelm. Diese Anbindung soll durch ein bevorstehendes Interessen-bekundungsverfahren erreicht werden.
So sollen in den nächsten Monaten Trägergesellschaften die Chance erhalten, das Krankenhaus, die angeschlossene Pflegeschule sowie die MVZ-Sitze in ihr Portfolio aufzunehmen, um diese, vor dem Hintergrund der künftigen Ausrichtung der Krankenhausbranche möglicherweise besser als das Landeskrankenhaus es könnte, fortzuentwickeln. „Es ist gut, dass es dem Landeskrankenhaus gelungen ist, den Standort so weiterzuentwickeln, dass er sich diesem Wettbewerb stellen kann. Der Standort ist eine Stütze der Versorgung in seiner Region und das Land wird die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitszentrums Glantal weiterhin eng begleiten, unabhängig davon, wie das Interessenbekundungsverfahren ausgeht. Hier zeigt sich, dass die Kombination von breit aufgestellter Grundversorgung und Spezialkompetenz im ländlichen Raum funktionieren kann“, so Nicole Steingaß, Vorsitzende des Aufsichtsrates des Landeskrankenhauses und Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit und Wissenschaft.
Sollte das Interessenbekundungsverfahren nicht wie gewünscht zum Erfolg führen, versichert Dr. Alexander Wilhelm: „Wenn sich kein geeigneter Träger findet, werden wir das Gesundheitszentrum Glantal weiter betreiben. Eine Schließung des Standortes ist ausgeschlossen. Das Meisenheimer Krankenhaus soll zukunftssicher aufgestellt werden, damit die Patientenversorgung fortbestehen kann.“ Das Landeskrankenhaus wird deshalb die bereits begonnenen Weiterentwicklungen mit externer Unterstützung unverändert fortführen, um
Strukturen zu schaffen, das Haus in der neu entstehenden Krankenhauslandschaft bedarfsgerecht zu erhalten. Hierbei setzen die Verantwortlichen auf die Kompetenzen und Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Gestaltungsprozess aktiv einbezogen werden. Das Sprachheilzentrum Meisenheim gehört nicht zum Interessenbekundungsverfahren und wird in jedem Fall in der Trägerschaft des Landeskrankenhauses bleiben.
Hintergrund der Veränderung ist neben der Krankenhausreform, dass das Gesundheitszentrum Glantal das einzige Haus im Verbund des Landeskrankenhauses ist, das neben der neurologischen Versorgung Leistungen in somatischen Fachbereichen der Grundversorgung (Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmedizin) anbietet. Die medizinischen Kernkompetenzen der Häuser des Landeskrankenhauses liegen hauptsächlich in der psychiatrischen, psychotherapeutischen, psychosomatischen und neurologischen Behandlung. Geschäftsführer Dr. Alexander Wilhelm sagt: „Das Gesundheitszentrum Glantal ist mit seiner Abteilungsstruktur quasi ein solitäres Haus innerhalb des Landeskrankenhauses. Diese Alleinstellung erfordert ein außergewöhnlich hohes Maß an Spezialisierung und fachlicher Expertise, auch in den administrativen Bereichen des Landeskrankenhauses, was mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Sie bringt auch Schwierigkeiten mit sich, die Ausfälle von Fachpersonal zu kompensieren, denn es gibt keine Parallelstrukturen in den anderen Häusern. Das ist nicht nachhaltig.“
Die Veränderungen, die sich mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) ergeben, das Ende 2024 auf Bundesebene beschlossen wurde, stellen große Anforderungen an die Branche. Der Bundesgesetzgeber verfolgt im Wesentlichen das Ziel der Konzentration von Leistungen in spezialisierten Kliniken und die dadurch gesteigerte Behandlungsqualität. Insbesondere durch die festgelegten Mindestvoraussetzungen für die Struktur- und Prozessqualität sollen erhebliche Potenziale zur Verbesserung der Qualität der Behandlungsergebnisse erreicht werden. Dieser Nutzen kann nur entstehen, wenn Leistungen – wo immer möglich – in größeren Einheiten erbracht werden. Das medizinische Grundkonzept des Krankenhauses in Meisenheim, eine große Breite von Behandlungsangeboten auch bei vergleichsweise geringer Fallzahl anzubieten, läuft der Zielsetzung des Gesetzes entgegen.
Die durch das Gesetz zukünftig wegfallenden Leistungen – sei es aufgrund hoher Strukturvorgaben oder angesetzter Mindestbehandlungszahlen – können deshalb in Meisenheim nicht mehr erbracht werden. Für einen Träger mit größeren Strukturen bestünde daher die Möglichkeit, Leistungen neu zuzuordnen und zwischen Krankenhausstandorten wirtschaftlich neutral auszutauschen. Diese Möglichkeit hat das Landeskrankenhaus aufgrund seiner Fachausrichtung nicht. Dr. Wilhelm: „Mit der Weiterentwicklung des Gesundheitszentrums Glantal haben wir in den vergangenen Jahren begonnen und ein neuer Träger mit entsprechenden Strukturen in der somatischen Maximalversorgung wird hier gut ansetzen können.“
Die rasante Entwicklung der Branche in den vergangenen Jahren führt unter dem Strich dazu, dass das Gesundheitszentrum Glantal – entsprechend der Gesetzesvorgaben, aufgrund wegfallender Leistungen und dem vorherrschenden Fachkräftemangel – in der Trägerschaft des Landeskrankenhauses langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Für Geschäftsführer Dr. Alexander Wilhelm ist klar, „dass wir so keine solide Gesundheitsversorgung in der Region sicherstellen können. Die ist uns aber äußerst wichtig“. Der Geschäftsführer dankt in diesem Zusammenhang den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großem Engagement und ebenso großer Leidenschaft den Standort tragen und immer wieder weiterentwickelt haben – zum Beispiel durch die konsequente Erweiterung des Leistungsspektrums, die Eröffnung einer eigenen Pflegeschule, die Integration zahlreicher ausländischer Fachkräfte oder flexible Arbeitszeitmodelle. Wilhelm: „Dieses hohe Engagement kann bei einer Einbindung in passendere Strukturen viel besser zur Wirkung kommen, als dies im Landeskrankenhaus aufgrund der geänderten Bedingungen möglich wäre.“