Behandlungsprozess
Grundlagen der Behandlung
Im Mittelpunkt unserer therapeutischen Arbeit steht die Behandlung, die sich am Störungsbild und an der Gefährlichkeit unserer Patienten orientiert.
Die Therapie umfasst alle für einen Patienten geplanten stationären und ambulanten Maßnahmen. Dazu gehören auch alle Aspekte der inneren und äußeren Sicherung und mögliche Lockerungen.
Um den Patienten individuell fördern zu können, erstellt ein multiprofessionelles Team einen detaillierten Behandlungsplan.
Behandlungsprozess in der Forensischen Psychiatrie
Die Diagnostik ist Basis für alle weiteren Prozesse. Sie erfasst allgemein-körperliche, neurologische, psychische, apparatetechnische und insbesondere testdiagnostische Befunde. Sie beinhaltet aber auch die Anamnese (Krankengeschichte) unter besonderer Betrachtung der Deliktanamnese. Prinzipiell werden auch Entstehungsbedingungen des Deliktes sowie Veränderungsressourcen und Barrieren des Patienten berücksichtigt. So kommen wir in der Klinik Nette-Gut zu einer abgeleiteten Diagnose gemäß der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD 10 - Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme)“.
Im Ergebnis werden die Gründe, durch die es zur Tat gekommen ist, herausgearbeitet und die individuellen Behandlungsziele und -maßnahmen für einen konkret überschaubaren Zeitrahmen festgelegt. Meist sind dies jeweils sechs Monate. Im Fokus stehen dabei die Therapie der psychischen Störung und Deliktbearbeitung.
Um trotz schwerer Krankheitsbilder Erfolge zu erzielen, ist eine lange und intensive therapeutische Arbeit notwendig. Deshalb werden zu jedem Behandlungsplan bzw. dessen Bilanzierung entsprechende Prognosen erstellt, die sich auch mit den Themen Gefährlichkeit und Sozialverhalten auseinandersetzen.
Prognostische Einschätzungen gehören zu den schwierigsten und verantwortungsvollsten Aufgaben der forensischen Psychiatrie. Sie sind die Voraussetzung, um Lockerungen im Verlauf der Unterbringung zu gewähren und schließlich die bedingte bzw. endgültige Entlassung eines Patienten vorschlagen zu können. In der Klinik Nette-Gut bedienen wir uns u.a. eines computergestützten Prognoseinstruments, um höchstmögliche Sicherheit in der prognostischen Einschätzung zu erhalten.
In den Therapien erlernen die Patienten unter anderem Verhaltensweisen, die für gesunde Menschen selbstverständlich sind. Das sind zum Beispiel: eigenverantwortlich zu handeln, Frustration zu ertragen und Gefühle in sozial adäquater Weise zu zeigen. Darüber hinaus erfahren die Patienten auf den Stationen Alltag und Tagesstruktur. Außerdem lernen sie, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten.
Daraus ergeben sich im Laufe der Zeit Behandlungsziele und damit verbundene Lockerungen. In der Klinik Nette-Gut wird seit Jahren mit Erfolg ein mehrstufiges Lockerungssystem praktiziert, welches sich von begleitetem Ausgang innerhalb des Klinikgeländes bis zu unbegleitetem Freigang bzw. Urlaub außerhalb des Geländes erstreckt. Mithilfe der Lockerungsstufen erproben wir die Belastbarkeit eines Patienten und fördern seine Motivation zur Mitarbeit. Er kann soziale Bindungen aufrechterhalten und sich auf seine mögliche Entlassung vorbereiten.