Behandlungskonzept in der KJP

Die Klinik Viktoriastift bietet in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik sowohl stationäre als auch teilstationäre Angebote. Hierzu gehören zwei Tageskliniken, eine geschützte Station mit Intensivbereich und eine Psychotherapiestation.

Stationen im Überblick

Die Tagesklinik liegt im Erdgeschoss des Hauptgebäudes. Die Kinder- und Jugendlichen werden täglich von ihren Eltern oder einem Transportdienst gebracht oder kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer tagesklinischen Behandlung.

Das Behandlungsangebot in der Tagesklinik kann besonders in Situationen hilfreich sein, in denen eine ambulante Behandlung nicht ausreicht oder ein vollstationärer Klinikaufenthalt noch nicht notwendig ist. Auch nach einer vollstationären Behandlung kann eine Weiterbehandlung in der Tagesklinik zur schrittweisen Steigerung der Belastbarkeit im Alltag unter therapeutischer Begleitung sinnvoll sein.

Die Patienten werden in der Tagesklinik von ca. 8 bis 16 Uhr von den Mitarbeitern des Pflege- und Erziehungsdienstes betreut.

Zu den Besonderheiten einer tagesklinischen Behandlung gehört auch die Therapie von jüngeren Kindern z.B. ab einem Alter von drei Jahren. Die Behandlung ist stets geplant und freiwillig, die Behandlungsdauer in der Regel vorab definiert.

In der Station KJP 1 werden Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen aufgenommen, bei denen eine vollstationäre Behandlung im beschützten Rahmen, auch als KJP-Intensivbehandlung, indiziert ist. Die geschützte Station bildet einen sicheren Rahmen für Patienten, die einen erhöhten Betreuungs- und Überwachungsbedarf haben und mit dem Maß an Selbständigkeit und Offenheit der offenen Station aus unterschiedlichen Gründen überfordert wären.

Das Ziel der Behandlung ist es, die Krise abzuwenden und eine (Weiter-) Behandlung in einer anderen Form (z.B. offene Station, Tagesklinische Behandlung, Fortführung einer ambulanten Therapie) zu ermöglichen. Auch ein direkter Übergang in die Behandlung im vertrauten familiären Bereich ist unter Einhaltung von Absprachen und Übergängen möglich. Je nach Funktionsniveau und Ressourcen der Patienten werden diese in das stationäre Setting integriert, nehmen an fachtherapeutischen und pflegepädagogischen Angeboten, Gruppen und Gesprächen teil. Gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet das Behandlungsteam stufenweise die Wiedereingliederung in den normalen Alltag. Die Patienten gehen täglich mit sicherer Begleitung durch die Teammitglieder in den beschützten Außenbereich, der ein wichtiger Teil des Behandlungsplans zur Deeskalation und schnelleren Fortschritten bedeutet. Darüber hinaus ist es den Patienten möglich, nach Absprachefähigkeit in Begleitung der Mitarbeitenden auch das Parkgelände zu kurzen Bewegungseinheiten zu nutzen.

In der Station KJP 2 werden Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen mit psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen behandelt, die nicht ambulant oder tagesklinisch zu behandeln und zu betreuen sind.

Mögliche Indikationen für eine stationäre Behandlung:

  • eine ambulante Behandlung ist nicht ausreichend
  • es liegt eine Überforderung der Patienten oder familiären Strukturen mit dem stetigen Wechsel in der tagesklinischen Versorgung vor
  • eine engmaschige Begleitung und Betreuung im vollstationären therapeutischen Setting ist nötig
  • die Distanz zum familiären Umfeld und/oder sonstigen Kontaktpersonen ist nötig
  • eine konstante Tagesstruktur ist notwendig

In der offenen Therapiestation wird in einem struktur- und haltgebenden verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Therapiesetting ein wertschätzendes und förderndes Behandlungsverhältnis zu den Patienten und ihren Familien aufgebaut. In diesem Setting wird den Patienten die Möglichkeit gegeben, ihre Stärken und Ressourcen auszubauen, den Umgang mit Schwächen verbessern zu können, wirksame Strategien zu entwickeln und mit Hilfe des Teams einzuüben. Das Stations-Millieu schafft eine Atmosphäre, in der die Kinder und Jugendlichen in einem fest und klar definierten Rahmen ihre Grenzen und Fähigkeiten austesten können und Feedback erhalten. Sie können sich in einem wertschätzenden, unterstützenden Übungsfeld entwickeln, krankheitsbezogene Defizite ausgleichen und Veränderungen annehmen. Die Therapiestation wird zu einem Lernfeld für den Transfer der Inhalte aus den Therapien in den Alltag. Das multiprofessionelle Team begleitet, leitet an und fördert die Interaktion der Familien. Somit werden die Voraussetzungen für eine gelungene Rückkehr ins häusliche Umfeld der Familie und andere soziale Gefüge geschaffen.

Therapieangebote

In der Klinik Viktoriastift werden eine Vielzahl von Therapieformen angeboten und individuell auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt.

Hierzu gehören: hochfrequente Einzelpsychotherapien, hochfrequente Gruppenpsychotherapien, Familientherapie, Eltern-Kind-Training, Familienberatung, Pharmakotherapie (explizit nach Indikation), Ergotherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie, Mototherapie, Physiotherapie, erlebnispädagogische bzw. erlebnistherapeutische Maßnahmen, sozialpädagogische und sozialarbeiterische, sozialorganisatorische Beratung und Hilfestellung, Milieutherapie mit pflegerisch-pädagogischen Behandlungselementen, Klinikschule / Unterricht

Therapeutische Angebotsübersicht

Die Psychotherapie ist ein zentraler Kernbereich der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungsansätze. Empathie und Authentizität, klare Aussagen, Psychoedukation, Instruktionen und strukturierende Vorgaben sowie fachliche Kompetenz sind geforderte therapeutische Basisvariablen.

Die verschiedenen Aufgaben der Psychotherapie umfassen testpsychologische Untersuchungen, die kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik, eine Problem- und Verhaltensanalyse und die Vereinbarung auf ein entsprechendes Behandlungsmodul.

Mit therapeutischer und pflegerisch/pädagogischer Unterstützung werden neue Verhaltensstrategien geübt und auf den Alltag angewandt.

In der Gruppentherapie können Kinder und Jugendliche im Austausch mit anderen Patienten ihre eigene Problematik unter neuen Perspektiven sehen. Der Therapeut unterstützt sie dabei, dysfunktionales Verhalten anzupassen, hilfreiche Interaktionen weiterzuentwickeln und in einem vergleichsweise  geschützten und begleiteten Rahmen zu erproben. Die hierzu nötige Kommunikation und Interaktion kann von den Therapeuten sehr unterschiedlich gestaltet werden und bedarf deshalb eines variablen Raumangebots. Je nach Gruppe, Fähigkeiten der Teilnehmer und Ziel der Sitzung kann ein offener, kreativer oder strukturierter, begrenzter Rahmen nötig sein. Die Gruppengrößen beziehen sich meist auf Teilnehmer von 4 bis 8 Personen.

Die Kinder und Jugendlichen, die in die Klinik Viktoriastift zur Aufnahme kommen, leben in verschiedenen familiären Strukturen. Bei der Behandlung der Patienten werden Mitglieder der Kernfamilie und der Hauptbezugsumgebung in unterschiedlichem Maß in die Behandlung mit einbezogen und übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Über die Kernfamilie hinaus, zu der leibliche Mutter, Vater und Geschwister gehören, gibt es viele Lebenskombinationen wie alleinerziehende Eltern, Patch-Work-Familien, Großeltern oder weitere Angehörige (mit und ohne Sorgerecht), Pflegefamilie und Einrichtungen der Jugendhilfe. Hieraus ergeben sich Gesprächssituationen in variablen Größen mit unterschiedlichen Teilnehmern.

Bei manchen, in der Regel schwer ausgeprägten psychischen Störungen, ist im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts, auch eine Pharmakotherapie erforderlich oder unumgänglich. Psychopharmaka werden ausschließlich durch Ärzte und immer in Verbindung mit anderen Therapieformen kombiniert. Eine medikamentöse Therapie kann die Voraussetzung für eine erfolgreiche psychotherapeutische oder funktionelle Behandlung sein.

Im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit fördern die verschiedenen therapeutischen Angebote die Ressourcen der Patienten und unterstützen sie bei der (Weiter-) Entwicklung ihrer emotionalen und alltagspraktischen Fertigkeiten. Im Bereich der Ergo-, Kreativ- und Musiktherapie werden die Kinder und Jugendlichen mit gestalterischen und handwerklichen Tätigkeiten ihrem Alter und ihrer Möglichkeiten entsprechend individuell gefördert Durch die verschiedenen spielerisch-kreativen-musikalischen Methoden bieten die Therapien den Raum, innere Prozesse darzustellen und zu bearbeiten. Die Kinder und Jugendlichen können sich in einem geschützten Rahmen und unter Anleitung ausprobieren und herausfinden, welche Methode ihnen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung und ihrer Entwicklungsaufgabe hilft.

Zu den Aufgaben und Methoden gehören:

  • Diagnostische Anforderungen
  • Förderung der Fein- und Grobmotorik
  • Entfaltung von kreativen Ausdrucksmöglichkeiten
  • Körperbildtherapie
  • Emotionale Förderung über Musiktherapie
  • Entspannungsübungen
  • Konzentrationsförderung
  • Förderung von Wahrnehmungsprozessen
  • Selbstsicherheit gewinnen durch basale Sinnes- und Körpererfahrungen
  • Auseinandersetzung mit Konflikten und Gefühlen
  • Üben der Selbsteinschätzung
  • Erlernen und Erproben von Lösungsstrategien
  • Entwicklung von soziale Kompetenzen und Fähigkeiten
  • Erschließung neuer Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten

Die Mototherapie basiert auf einem ganzheitlichen Konzept zur Entwicklungsförderung. Der zentrale Ansatzpunkt ist die Bewegung und die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche des Menschen. Im Mittelpunkt der Therapie stehen die gesamte Persönlichkeit des Patienten und die Entwicklung eines positiven Selbstbildes. Die Bewegung spielt einen wesentlichen Bestandteil in der Persönlichkeitsentwicklung, in der Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Körper sowie mit dem materiellen und sozialen Umfeld.

Die therapeutische Behandlung findet sowohl in Einzelsituationen als auch in Kleingruppen statt. In der mototherapeutischen Behandlung werden unterschiedliche Methoden, Medien und Materialien sowie räumliche und situative Arrangements genutzt, um den Patienten den Aufbau neuer und flexibler Bewegungskompetenzen, das Aufholen von Entwicklungsrückständen, das Korrigieren von Fehlentwicklungen und eine Erweiterung der Handlungsfähigkeit zu ermöglichen. Daraus folgend, können inadäquate Verhaltensweisen aufgegeben und neue Kompetenzen ausgebildet und gestärkt werden. Die Patienten sind aktiv an der Gestaltung von Bewegungs-, Spiel- und Handlungssituationen beteiligt und können sich daher ihrer eigenen Wirksamkeit und Handlungsmöglichkeit bewusst werden.

Für die schulpflichtigen Patienten wird während des Aufenthaltes in der Klinik der Unterricht fortgesetzt. Über die gesetzliche Verpflichtung hinaus ist der Unterricht Teil der Therapie. Die Lehrkräfte stimmen sich eng mit den Behandlern ab und tragen zur Klärung krankheitsbedingter Lernschwierigkeiten bei, ermöglichen Lernfortschritte, bereiten und begleiten die Wiedereingliederung in die Regelschule vor.

Ziel der „Sozialen Arbeit“ ist die Reduktion oder die Verhinderung sozialer Probleme und die Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe.

Die Fachkräfte im Sozialdienst der Klinik stehen den Patientinnen und Patienten und deren Erziehungsberechtigten als Ansprechpartner zur Verfügung und bieten Begleitung, Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung von Zukunftsperspektiven und Hilfemöglichkeiten nach der stationären Behandlung. Sie führt in enger Vernetzung mit dem multiprofessionellen Behandlungsteam gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen einen Klärungsprozess zur Entwicklung einer förderlichen Perspektive im Anschluss an die stationäre Behandlung durch. Ziel ist es, die gewonnenen diagnostischen Erkenntnisse sowie erreichten Behandlungserfolge weitestgehend nahtlos in der Lebenswelt der Patienten und deren Angehöriger wirksam werden zu lassen und somit auch erneute stationäre Behandlungsnotwendigkeiten nach Möglichkeit zu vermeiden.

Daher werden bei Bedarf bereits aus dem Klinikrahmen heraus in Kooperation mit öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, der Eingliederungshilfe, der Agentur für Arbeit oder weiteren Stellen Hilfeplanungsprozesse initiiert. Diese werden auf den individuellen Unterstützungsbedarf zugeschnitten und ermöglichen eine zügige Einleitung von anschließender Hilfen. Die Anzahl der Gespräche und die Teilnehmergröße richten sich nach dem Bedarf der Patienten und der Familie.

Wie wir arbeiten - Unser Team

In der Klinik Viktoriastift arbeiten wir grundsätzlich in multiprofessionellen Teams. Diese setzen sich aus unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammen:

  • Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
  • Assistenzärzt:innen in Weiterbildung
  • Psycholog:innen
  • Psychotherapeut:innen
  • Sozialarbeiter:innen
  • Pflegefachkräfte/ Fachkraft für Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • Erzieher:innen
  • Ergotherapeut:innen / Musiktherapeut:innen
  • Motologen:innen bzw. Motopäden:innen
  • Physiotherapeut:innen

 

Anmeldung

Psychiatrische Institutsambulanz (PIA), Tagesklinik und stationäre Aufnahme

Montag - Freitag
9 bis 12 Uhr

Tel.: 0671 8355 4110

Tel.: 0671 8355 5110

KJPIA-kvs@kvs.landeskrankenhaus.de

 

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