Schluss mit Biene Maja und Popeye

„LeckerEntdecker“ und „SooNahe“ wollen mit Gastronomen frisches Essen für Kinder auf die Karten bringen

Von Simone Mager

BAD SOBERNHEIM.  „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Kinderarzt Rainer Lauf, Vorsitzender des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe, zitiert gerne diese Volksweisheit, wenn es um die gesunde Ernährung von Kindern geht. Und die hat sich die Regionalinitiative jetzt in Kooperation mit dem Verein „Die LeckerEntdecker“ aus Mainz auf die Fahnen geschrieben. Beide Institutionen wollen kooperieren und mehr kinderfreundliche, gesunde Menüs mit regionalen Produkten in die Gaststätten bringen. Die sollen nicht nur schmecken, sondern auch Spaß machen.

Seit ein paar Monaten wird bereits an einer Kooperationsvereinbarung gefeilt. Jetzt ist sie unterschriftsreif. Deren Inhalte stellten Vertreter von SooNahe und vom Verein LeckerEntdecker jetzt im Restaurant Kupferkanne in Bad Sobernheim vor.

Was im Detail hinter der Zusammenarbeit steckt und wie die SooNahe Gastronomen sie umsetzen wollen, schilderte Elisabeth Schmutz vom Institut für sozialpädagogische Forschung in Mainz, die für den Verein LeckerEntdecker als Netzwerkkoordinatorin fungiert. „Ziel einer kinderfreundlichen Speisekarte ist es, den Kindern mal was anderes, etwas zum Entdecken anzubieten“, sagt Schmutz.

Mehr saisonales Gemüse aus der Region, weniger Fett – das sind die Eckpfeiler, auf denen die neuen Kinderspeisekarten aufbauen sollen. Ein entsprechender Ideenaustausch fand mit SooNahe-Gastronomen statt, um das Handling für die Restaurants zu gestalten. „Für Kinder und Eltern soll es eine gute Sache sein“, kündigt Schmutz an.

Wie die konkret aussehen könnte, skizzierten die SooNahe-Gastronomen Patrick Wahl von der Kupferkanne in Bad Sobernheim, Gerd Weckmüller vom Hotel Forellenhof in Rudolfshaus, Helmut Hehner vom Restaurant Hehner-Kiltz in Waldböckelheim und Michael Böhme vom Bergschlösschen in Simmern. Viele regionale Produkte haben diese Betriebe sowie schon auf ihrer Karte. Auch wenn er selbst einer Kinderkarte immer eher kritisch gegenüberstand, will Helmut Hehner jetzt das SooNahe- und LeckerEntdecker-Konzept aufgreifen. „Dinkelnudeln und frisches Gemüse, und das ganz kindgerecht und attraktiv formuliert“, stellt er sich das Menü vor.

Michael Böhme sah bisher „wenig Phantasie“ in den Kinderkarten. „Immer nur Mickey Mouse und Pinocchio, das ging mir gegen den Strich“, gesteht der Küchenchef. Ein extra Kindermenü dagegen, spaßig und spielerisch mit regionalen Produkten aufbereitet, das kann er sich gut vorstellen. Auch Patrick Wahl denkt an ein kleines Menü mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise nach SooNahe-Kriterien. Mit der Idee haben die Initiatoren auch bei Gerd Weckmüller vom Forellenhof „offene Türen“ eingerannt. Hier gibt es schon lange eine Kinderkarte, die jetzt mit dem Konzept neu belebt werden soll.

Doch wie umsetzen? Die teilnehmenden Gastronomen werden Mitglied beim Verein „LeckerEntdecker“ und dürfen das Logo verwenden. Bei der Ausgestaltung der Kindermenüs haben die Restaurants viel Freiheit – ein SooNahe-Produkt sollte jedoch dabei sein. Derzeit seien es laut SooNahe-Geschäftsführer Klaus Wilhelm acht teilnehmende Betriebe, wobei noch Rückmeldungen ausstünden.

Ein perfektes Kindermenü ist übrigens für Dr. Johannes Oepen, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Schatzmeister bei den LeckerEntdeckern, „gelebt statt verordnet“. Für ihn geht es dabei auch um Esskultur und die Wertschätzung für die Produkte, die verwendet werden. „Wir denken heute weniger in den Kategorien gesund und ungesund, sondern wissen: Die Dosis macht das Gift.“ So zielt die kindgerechte Ernährung auf Spaß und Genuss ab, sagt der ehemalige Chefarzt am Viktoriastift in Bad Kreuznach, der sich im Vorstand der LeckerEntdecker engagiert.

Allgemeine Zeitung, 2. Dezember 2019

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